Alarmierung (Datum/Zeit) | 23.07.2010 11:54 Uhr |
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Einsatzstichwort | GSG/ABC II Schwefeldämpfe treten aus. Die Alarmstufe wurde im laufe des Einsatzes auf GSG/ABC III erhöht. |
erstes Fahrzeug auf Fahrt (Datum/Zeit) | |
Einsatzstelle erreicht (Datum/Zeit) | |
Einsatzende (Datum/Zeit) | |
Anzahl Einsatzkräfte | 90 |
eingesetzte Fahrzeuge | ELW 1, LF 24, HLF 20/16, SW 2000, MTW Löschzug Lügde |
weitere Behörden und Organisationen Fahrzeuge: |
ELW Oerlinghausen, GWG2, ELW Blomberg, RW-ABC, GW ABC, Dekon P Blomberg, Dekon P Kachtenhausen, GW L, ELW2 Detmold, Polizei Lippe, Kreisumweltamt, Rettungsdienst |
Der Löschzug Lügde wurde am 23.07.2010 um 11:54 Uhr zu einem GSG/ABC II Einsatz Alarmiert.
Bei Umfüllarbeiten ist in einem Industriebetrieb in Lügde Gefahrstoff ausgetreten.
Bericht Löschzug Lügde
Austretende Schwefeldämpfe
Ein Mitarbeiter der Firma hat ein Schwefelsäuregebinde zur Entsorgung in den hauseigenen Pufferspeicher entsorgt.
Die Flüssigkeit hat mit Metall und Beton heftig reagiert. Es bildete sich eine giftige Gaswolke. Durch eine Panikreaktion des Mitarbeiters hat dieser ein weiteres Behältnis umgestoßen.
Der Löschzug Lügde wurde durch die Leitstelle nach AAO zu einem ABC 2 Einsatz alarmiert. Nach Anforderung des Einsatzleiters wurde der Alarm auf ABC 3 erhöht. Es wurden Gefahrguteinheiten: Messen, Einsatz, Erkunden und Warnen, nachalarmiert.
An der Einsatzstelle zeigte sich, dass sich eine ca. 40 – 60 cm hohe Giftgaswolke über den Hallenboden in einer Abfüllhalle im vorderen Drittel ausbreitete. Alle Mitarbeiter des Betriebes hatten zu dem Zeitpunkt den Sammelplatz aufgesucht. Der Rettungsdienst versorgte den Mitarbeiter, der unmittelbar an der Einsatzstelle die giftigen Gase einatmete und brachte diesen ins Krankenhaus.
Durch den leicht aufkommenden Wind, mussten die Mitarbeiter den Sammelplatz wieder verlassen und einen anderen außerhalb des Betriebes aufsuchen. Auf dem vorgesehenen Sammelplatz konnten die Mitarbeiter, wie auch der Rettungsdienst, einen beißenden Geruch wahrnehmen. Der neue Sammelplatz wurde gleichzeitig eine Verletzten-Sammelstelle. Der eintreffende Notarzt und der zusätzliche Rettungsdienst haben bei der ersten Sichtung weitere 7 Verletzte medizinisch versorgen müssen. Auch diese wurden zur Beobachtung ins Krankenhaus gebracht. Auf Grund der verletzten, wurde der Leitende Notarzt vom Kreis Lippe zur Einsatzstelle alarmiert.
Bis zum Eintreffen der Gefahrguteinheit, wurde die Einsatzstelle vom Löschzug Lügde großräumig abgesperrt und mit zwei C-Rohren abgesichert.
Das Amt für Arbeitsschutz und das Kreisumweltamt wurden zur Einsatzstelle nachalarmiert.
Nach dem die ersten Einheiten vom Gefahrgutzug eingetroffen waren, wurde die Absperrung um weitere 20 m erweitert. Es wurde ein Dekonplatz auf das angrenzende Gelände „Dänisches Bettenlager“ und eine Sammelstelle für die Atemschutzgeräteträger auf dem Gelände Hubert Thiele, am eingetroffenen Atemschutzcontainer eingerichtet. Alle nachfolgende Fahrzeuge wurden auf dem Parkplatz „Dänisches Bettenlager“ und auf der Dieselstraße zur Bereitstellung abgestellt. Die Pyrmonter Straße wurde von der Polizei, an der Einfahrt Siemensstraße (Geschäft Magowsky) bis zum Kreisel Nord an der Einfahrt Aldi gesperrt. Dieser wurde dann über die Siemensstraße abgeleitet.
Der erste Trupp unter CSA führte eine Erkundung an der Unfallstelle vor. Es wurden mehrere Behälter vorgefunden. Diese wurden verschlossen und geborgen. Anschliessend wurden Luftmessungen im Gefahrenbereich durchgeführt. Diese stellten eine hohe Konzentration von Gasen fest, die zunächst ausgewertet werden mussten.
Die Auswertung wies nach, dass es sich um den Stoff „Hydroxyethan-Clipnoxsäure“ handelte. Das vorliegende Datenblatt schlug als Maßnahme vor, dass dieser Stoff mit Wasser verdünnt werden kann. Siehe Anlage Datenblatt!
Somit wurde der Stoff mittels Wasser verdünnt und in den betriebseigenen Pufferspeicher abgeleitet.
Nach dem der vorgefundene Stoff in den Pufferspeicher geleitet wurde, ist noch einmal eine Messung durch den Gefahrgutzug durchgeführt worden. Diese konnte aber keine Schadstoffe in der Umgebungsluft nachweisen. Der bertoffene Hallenboden wurde noch einmal mit Wasser gereinigt, so dass der Betrieb dem Betreiber übergeben werden konnte.
Bericht ABC Zug Lippe ( http://www.abc-zug-lippe.de )
Erste Lage:
Da die stark ätzende Chemikalie mit Metallen reagierte bildeten sich giftige Dämpfe, die teilweise durch die Mitarbeiter des Unternehmens eingeatmet wurden. Ein Mitarbeiter musste in ein Krankenhaus verbracht werden. Weitere Mitarbeiter konnten nach ambulanter Behandlung wieder entlassen werden.
Durchgeführte Maßnahmen:
Auf Grund der giftigen Dämpfe konnte die Halle nur unter Vollschutzanzügen betreten werden. Die Kanister wurden gesichert und geborgen. Die ausgelaufende Chemikalie wurde mit Chemikalienbinder aufgenommen. Parallel dazu wurden Messungen durchgeführt. In der Halle selber konnte eine erhöhte Schadstoffkonzentration nachgewiesen werden. Messungen außerhalb des Gebäudes fielen negativ aus. Es bestand keine Gefahr für die Umgebung. Die Chemikalienreste wurden mit viel Wasser in den hauseigenen Pufferspeicher der Firma gespült (Dieser besitzt keine Verbindung zum öffentlichen Kanalnetz). Anschließend wurde die gesamte Halle belüftet. Abschließende Messungen zeigten, dass keine Schadstoffe mehr festgestellt werden konnten. Die Halle konnte an den Betreiber wieder übergeben werden.
Bericht Lippische Landeszeitung
LÜGDE
Schwefelsäure läuft aus
Gefahrstoffeinsatz für die lippischen Feuerwehren in Lügde
Kleiner Kanister, große Wirkung: Ein umgekippter 20-Liter-Behälter mit einer Chemikalie hat in Lügde einen massiven Feuerwehreinsatz ausgelöst. Die Pyrmonter Straße zwischen der Osterräderstadt und Bad Pyrmont musste für zwei Stunden voll gesperrt werden.
Am Ende war alles nur halb so schlimm – aber zum Zeitpunkt der Alarmierung ging die Feuerwehr noch von einem größeren Chemikalien-Unfall aus, weshalb die ABC-Trupps der umliegenden Wehren ebenfalls nach Lügde beordert wurden: Etwa 80 Feuerwehrleute aus Blomberg, Barntrup, Lügde, Detmold, Lage und Oerlinghausen waren im Einsatz.
Auf dem Firmengelände an der Pyrmonter Straße stellte sich heraus, dass in dem Betrieb, der Spezialchemikalien und -materialien für die Bauindustrie herstellt, mehrere Kanister umgekippt waren – einer davon enthielt Schwefelsäure. Nach Auskunft des Notarztes vor Ort wurden acht der 30 Mitarbeiter durch das Einatmen von Dämpfen verletzt – fünf von ihnen leicht, die ambulant behandelt werden konnten, drei weitere kamen mit Atembeschwerden ins Krankenhaus. Die anderen Mitarbeiter mussten auf einem Platz außerhalb des Gebäudes auf das Ende des Gefahrstoffeinsatzes warten. Bis auf die Schwefelsäure handelte es sich bei den ausgelaufenen Flüssigkeiten lediglich um ungefährliche Reinigungsmittel. Die Polizei sperrte für die Dauer des Einsatzes die Pyrmonter Straße und leitete den Durchgangsverkehr um. (upf)